Würde ich mal auf unterschiedlich guten Informationszugang, plus wenig Kommunikation (bedingt durch Spahns Quarantäne) zurückführen. Anders gesagt: Spahn sitzt sehr viel näher an der Quelle (wohl PEI), als Merkel, der zudem ihr Kanzleramtsminister Braun, von Haus aus Epidemiologe, immer wieder seine persönliche Einschätzung ins Ohr flüstert.
Dazu dann unterschiedliche Interessenlage: Merkel will der Öffentlichkeit und diversen Ministerpräsidenten signalisieren, dass es ernst wird, und "harte Maßnahmen" erforderlich sind; hat wohlmöglich auch noch ein paar persönliche Rechnungen in dieser Hinsicht offen ("Ich habe doch schon die ganze Zeit gesagt, dass Reiserückkehrer ein Problem werden, aber auf mich hat ja niemand gehört, v.a. nicht in Bayern" - siehe BZ-Artikel). Da käme alles in Richtung "Ende November ist alles vorbei, dann haben wir einen Impfstoff" ungelegen. In dieser Form wäre solche Einschätzung natürlich auch falsch, weil Impfstoffverfügbarkeit Ende November sicher nicht Durchimpfung aller Risikogruppen plus potentieller Multiplikatoren vor dem Jahresende bedeutet. Da gelängen wir aber in eine Komplexität der Diskussion, die der Vereinfacherin Merkel ("Sie kennen mich", "Wir schaffen das") nicht wirklich liegt, wahrscheinlich auch einen Teil des Publikums überfordert.
Spahn dagegen agiert erstmal als Technokrat (hier positiv gemeint), noch mal zusätzlich motiviert durch die eigene CoViD19-Diagnose, und die seines Ehemanns. Im übrigen gilt es, Handlungsfähigkeit zu demonstrieren, und Bremser, an denen es ja offenbar u.a. in der Ständigen Impfkommission nicht mangelt, in Gang bzw. aus der Bahn zu bekommen.
Bottom Line: Hier geht es weniger um die Glaubwürdigkeit der berichtenden Medien, eher um die von ihnen zitierten Politiker. Für mich liegt da Spahn vorne.