Logo von Thyssenkrupp vor dem Hauptsitz in Essen.
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Sarah Nazari Sarah Nazari
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Mein Name ist Sarah Nazari und ich arbeite als Redakteurin bei ARIVA.DE. Besonders interessiere ich mich für die Analyse von Wirtschaftstrends und die Verknüpfung globaler Ereignisse mit ihren Auswirkungen auf die Börsen. Es ist mir wichtig, komplexe Finanzthemen verständlich aufzubereiten und unserer Community fundierte, gut recherchierte Informationen zu bieten.

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Thyssenkrupp: Verkauf von TKMS an US-Investor Carlyle geplatzt

Der geplante Verkauf von Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) an den US-Finanzinvestor Carlyle ist gescheitert. Grund dafür sind Bedenken der Bundesregierung, die das Geschäft aus sicherheitspolitischen Erwägungen blockierte. Nun stehen andere Optionen auf dem Prüfstand.
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Der Essener Industriekonzern Thyssenkrupp (ThyssenKrupp Aktie) steht vor einer neuen Herausforderung: Der geplante Verkauf seiner Rüstungssparte, der Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS), an den US-Investor Carlyle ist gescheitert. Dies bestätigte das Unternehmen am Dienstag. Der Rückzug von Carlyle ist auf den Widerstand aus der Bundesregierung zurückzuführen, die aus sicherheitspolitischen Gründen Bedenken äußerte. Ursprünglich war der Verkauf ein wesentlicher Bestandteil der Restrukturierungsstrategie von Thyssenkrupp, um sich aus dem maritimen Rüstungsgeschäft zurückzuziehen.

Bereits im Frühjahr hatten Thyssenkrupp und Carlyle eine grundsätzliche Einigung erzielt. Teil des Plans war, dass der deutsche Staat einen 25-Prozent-Anteil an TKMS übernehmen sollte, um die Abwicklung großer Marineprojekte, insbesondere mit Deutschland, Israel und Norwegen, abzusichern. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hatte eine entsprechende Prüfung bereits positiv abgeschlossen, was den Einstieg des Bundes in die Werftensparte möglich machen sollte.

Bedenken aus dem Wirtschaftsministerium

Trotz der weit fortgeschrittenen Gespräche meldete das Wirtschaftsministerium Bedenken an, insbesondere im Hinblick auf die sicherheitsrelevante Bedeutung von TKMS für Deutschland. TKMS gehört zu den weltweit führenden Herstellern von konventionellen U-Booten und ist ein zentraler Lieferant der Bundeswehr. Mit Standorten in Kiel und Hamburg sowie rund 7880 Beschäftigten spielt das Unternehmen eine Schlüsselrolle in der deutschen Sicherheitsarchitektur. Hinzu kommen sicherheitspolitische Verflechtungen im Rahmen internationaler Verteidigungsprogramme, die eine engere Kontrolle seitens der deutschen Regierung nahelegen.

Weitere Interessenten, darunter die Bremer Lürssen-Gruppe, haben sich nach Informationen aus Regierungskreisen bereits bei der Bundesregierung gemeldet. Lürssen, ein traditionsreicher Hersteller von Überwasserschiffen und Megayachten, hat jedoch bisher keine konkrete Position zu einer möglichen Übernahme bezogen. Die Komplexität einer Fusion oder Übernahme durch Lürssen oder andere Wettbewerber könnte zusätzlichen Verhandlungsbedarf schaffen, da ein Konsortium aus mehreren Akteuren notwendig sein könnte.

Ein Börsengang als Alternative?

Während Thyssenkrupp weiterhin auf eine Verselbstständigung von TKMS setzt, rückt die Option eines Börsengangs der Sparte stärker in den Fokus. Unternehmenssprecher signalisierten, dass man diesen Weg „intensiv weiterverfolgen“ werde. Ein Börsengang hätte den Vorteil, dass Thyssenkrupp zügig Kapital generieren könnte, um andere strategische Projekte zu finanzieren. Allerdings stößt dieser Plan bei der Bundesregierung auf Vorbehalte, da durch einen Börsengang die Kontrolle über den Käufer und damit über das Unternehmen selbst erschwert würde. Die Bundesregierung bevorzugt daher weiterhin eine industrielle Partnerschaft oder staatliche Beteiligung.

Die Unsicherheit über die Zukunft von TKMS bleibt groß. Der Rückzug von Carlyle kam überraschend, da der US-Investor nach wie vor von der wirtschaftlichen Attraktivität des deutschen U-Boot-Herstellers überzeugt war. Politische Unsicherheiten und der Widerstand aus Berlin gaben jedoch letztlich den Ausschlag, das Übernahmeangebot zurückzuziehen. Laut Insidern hatte es noch Anfang der Woche Gespräche zwischen dem Kanzleramt und den zuständigen Ministerien gegeben, bei denen von einem Rückzug keine Rede war.

Unternehmensumfeld und Herausforderungen

Thyssenkrupp befindet sich seit mehreren Jahren in einem umfassenden Umbauprozess. Der traditionsreiche Industriekonzern kämpft mit strukturellen Problemen, ausgelöst durch schwächelnde Kerngeschäfte im Stahlsektor, eine hohe Verschuldung und den zunehmenden internationalen Wettbewerbsdruck. Nach der gescheiterten Fusion mit dem indischen Stahlriesen Tata Steel und dem Verkauf der Aufzugssparte versucht Thyssenkrupp, sich stärker auf zukunftsträchtige Geschäftsfelder zu konzentrieren.

Im Gegensatz dazu boomt die Rüstungsindustrie, angetrieben durch steigende Verteidigungsausgaben in Europa und weltweit. Insbesondere der Markt für U-Boote und Überwasserschiffe erfährt angesichts der globalen Sicherheitslage eine zunehmende Nachfrage. Für TKMS bedeutet dies gute Wachstumsperspektiven, was auch das Interesse von Investoren wie Carlyle erklärt. Mit einem operativen Gewinn von 703 Millionen Euro im vergangenen Geschäftsjahr ist die Sparte ein profitabler Teil des Konzerns. Dennoch sieht sich Thyssenkrupp gezwungen, den Fokus stärker auf zivilen Technologien wie Wasserstoffanlagen oder nachhaltige Produktionsmethoden zu legen, um langfristig konkurrenzfähig zu bleiben.

Der gescheiterte Verkauf von TKMS wirft jedoch Fragen zur weiteren strategischen Ausrichtung des Unternehmens auf. Wie das Handelsblatt berichtet, bleibt unklar, ob der Börsengang rechtzeitig vor Ende der laufenden Legislaturperiode im September 2025 abgeschlossen werden kann. Eine Verzögerung oder gar ein Scheitern des IPOs könnte Thyssenkrupp weiter unter Druck setzen, neue Investoren oder Partner zu finden.

Fazit: Wie geht es weiter?

Mit dem Rückzug von Carlyle steht Thyssenkrupp erneut vor der Aufgabe, eine Lösung für seine Werftentochter TKMS zu finden. Die politische Dimension dieser Transaktion macht das Vorgehen besonders kompliziert. Klar ist, dass die Bundesregierung bei der Entscheidung über die Zukunft des Unternehmens ein entscheidendes Wort mitzureden hat. Gleichzeitig muss Thyssenkrupp weiterhin seine Restrukturierungsstrategie verfolgen, um sich als wettbewerbsfähiger Industriekonzern neu zu positionieren. Wie es konkret weitergeht, hängt nun von den weiteren Verhandlungen mit potenziellen Partnern und der politischen Lage ab.

Quelle: Handelsblatt.com


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