Ford Deutschland unter Druck: Schlechte Verkaufszahlen, Personalabbau und Gewerkschaftsforderungen
Der traditionsreiche Autohersteller Ford steht in Deutschland vor einem tiefgreifenden Umbruch. Aufgrund enttäuschender Verkaufszahlen seiner Elektroauto-Modelle am Standort Köln will das Unternehmen bis Ende 2027 rund 2.900 Stellen abbauen – eine Maßnahme, die für erheblichen Unmut in der Belegschaft sorgt. Die IG Metall hat sich nun mit einem umfangreichen Forderungskatalog positioniert und fordert nicht nur hohe Abfindungszahlungen, sondern auch einen individuellen Insolvenzschutz für die Beschäftigten.
Schwache Verkaufszahlen setzen Management unter Handlungsdruck
Ford Deutschland produziert aktuell zwei vollelektrische Fahrzeugmodelle in Köln. Die ambitionierten Pläne zur Elektrifizierung der Flotte konnten bislang allerdings nicht den gewünschten Markterfolg erzielen. Nach Unternehmensangaben liegt der Absatz deutlich hinter den Erwartungen zurück, was in einem wirtschaftlich angespannten Umfeld zu drastischen Maßnahmen führt. Der geplante Personalabbau würde die Belegschaft von aktuell rund 11.800 auf unter 9.000 Mitarbeitende reduzieren.
IG Metall fordert umfangreiche soziale Absicherung
Die Gewerkschaft IG Metall sieht die sozialen Folgen des geplanten Stellenabbaus als gravierend an und hat ihre Vorstellungen für einen Sozialtarifvertrag konkretisiert. Im Zentrum steht eine pauschale Abfindung in Höhe von 200.000 Euro pro ausscheidendem Mitarbeiter. Hinzu kommen sollen:
Ein Drittel des Jahresgehalts pro Beschäftigungsjahr
10.000 Euro pro Kind
Zusätzliche Zahlungen für Menschen mit Behinderung
Abfindungen auch für Beschäftigte, deren Tätigkeiten an externe Dienstleister ausgelagert werden
IG Metall-Sprecher David Lüdtke unterstrich in einer Erklärung, dass die Verhandlungen mit einem klaren Ziel geführt werden: „ein solides Zukunftskonzept zur Sicherung möglichst vieler Arbeitsplätze“ zu erarbeiten. Die Tarifverhandlungen sollen am Donnerstag beginnen. Gleichzeitig plant die Gewerkschaft, den Druck mit Warnstreiks zu erhöhen.
Verlust des Patronats sorgt für Verunsicherung
Für zusätzliche Unruhe sorgt die Entscheidung der US-Muttergesellschaft, die bestehende Patronatserklärung zu beenden. Diese Erklärung fungierte bisher als eine Art Haftungsgarantie und symbolisierte eine finanzielle Rückendeckung für Ford Deutschland. Mit dem Wegfall dieser Patronatserklärung fehlt nun eine zentrale Sicherheit, was unter den Beschäftigten wachsende Sorgen über eine mögliche Insolvenz verstärkt hat.
Die IG Metall fordert deshalb von der Ford Motor (Ford Motor Aktie) Company einen vertraglich zugesicherten, individuellen Insolvenzschutz für die betroffenen deutschen Beschäftigten. Diese Maßnahme soll Vertrauen schaffen und finanzielle Risiken für die Belegschaft abfedern.
Betriebsbedingte Kündigungen bis 2032 ausgeschlossen
Eine weitere Hürde für den Stellenabbau ist der bestehende Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis 2032. Daher ist Ford auf die Zustimmung des Betriebsrats angewiesen, um alternative Lösungen wie Aufhebungsverträge oder Transfers in andere Unternehmensteile umzusetzen. Ohne Einigung auf einen Sozialtarifvertrag sind umfassende Restrukturierungsmaßnahmen rechtlich kaum durchsetzbar.
Investitionen der US-Mutter und strategische Neuausrichtung
Trotz der negativen Schlagzeilen verweist das Management von Ford auf die umfassenden Investitionen am Standort Köln. Mit einem Finanzvolumen von rund zwei Milliarden Euro wurden Produktionskapazitäten für Elektromodelle aufgebaut. Aus Sicht der Unternehmensführung handelt es sich dabei um ein langfristiges Bekenntnis zum Standort Deutschland.
Dennoch bleibt der wirtschaftliche Druck hoch, denn die anhaltende Zurückhaltung der Kundschaft gegenüber den neuen E-Modellen erschwert die Amortisation der Investitionen erheblich. Vor dem Hintergrund globaler Absatzprobleme und wachsender Konkurrenz im Elektrosegment – insbesondere aus China – scheint die aktuelle Maßnahme Teil eines übergeordneten Restrukturierungsplans zu sein.
Fazit
Ford Deutschland befindet sich in einer kritischen Phase: Der Absatz elektrischer Fahrzeuge bleibt unter den Erwartungen, gleichzeitig wächst die Unsicherheit in der Belegschaft. Die IG Metall stellt klare Forderungen nach sozialen Sicherungsmechanismen und will die kommenden Tarifverhandlungen mit Nachdruck begleiten. Das Ergebnis dieser Gespräche dürfte nicht nur über die Zukunft vieler Beschäftigter, sondern auch über den weiteren Kurs des Unternehmens in Deutschland entscheiden.
Quelle: n-tv.de
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