SAP-CEO Christian Klein sieht künstliche Intelligenz (KI) als eine zentrale Säule der zukünftigen Wachstumsstrategie des Softwarekonzerns. Bereits in der Hälfte aller neu abgeschlossenen Verträge seien KI-Elemente enthalten, verkündete er stolz. Doch wie eine aktuelle Umfrage zeigt, sind viele Kunden weit weniger euphorisch als das Unternehmen selbst.
Laut einer Erhebung der „Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe“ (DSAG), die rund 240 Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz befragte, bewerten lediglich 33 % die KI-Strategie von SAP (SAP Aktie) als positiv. Zwar ist das eine deutliche Verbesserung gegenüber 2024, als nur 10 % sie mit „sehr gut“ oder „gut“ bewerteten, doch eine breite Akzeptanz sieht anders aus. Noch immer vergeben 41 % der befragten Unternehmen Schulnoten zwischen 3 und 5, und knapp 20 % beurteilen die Strategie sogar als „ausreichend“ oder „mangelhaft“.
„Die Relevanz der Technologie ist in den Unternehmen angekommen, doch es fehlt oft an konkreten Anwendungsfällen“, erklärt DSAG-Vorsitzender Jens Hungershausen. Unternehmen sehen zwar die Möglichkeiten, die KI bietet, tun sich jedoch schwer damit, deren Mehrwert für ihre spezifischen Geschäftsprozesse zu identifizieren. Oft fehlen interne Ressourcen oder das nötige Know-how, um KI-Lösungen effektiv zu implementieren.
Ein weiteres Problem: Nur weil SAP KI-Funktionen in seine Software integriert, bedeutet das nicht automatisch, dass sie von den Unternehmen auch genutzt werden. Viele Kunden befinden sich in der frühen Evaluationsphase oder testen KI nur in einzelnen Bereichen, anstatt sie flächendeckend einzusetzen. Dies zeigt, dass SAP trotz seiner ambitionierten Strategie noch Überzeugungsarbeit leisten muss.
Parallel zur KI-Offensive befindet sich ein Großteil der SAP-Kunden in einer grundlegenden Transformation: dem Wechsel in die Cloud. Viele Unternehmen nutzen SAP-Software noch in traditionellen On-Premise-Umgebungen mit älteren Versionen wie der „Business Suite“. Laut der DSAG-Umfrage arbeiten derzeit 42 % der Kunden mit der neueren Version S/4Hana auf eigenen Systemen, während 46 % bereits Cloud-basierte Lösungen einsetzen – oft in hybriden Modellen.
Für SAP ist dieser Wandel essenziell, um das Geschäft mit Cloud-Abonnements auszubauen. Der Konzern setzt darauf, Kunden langfristig in sein Cloud-Ökosystem zu binden, da abonnementbasierte Modelle planbare, wiederkehrende Einnahmen generieren. „Die Ergebnisse zeigen, dass das Thema Cloud bei den Unternehmen angekommen ist“, so Hungershausen.
Doch dieser Wandel ist für viele Unternehmen mit erheblichen Herausforderungen verbunden. Eine Migration in die Cloud kann mehrere Jahre dauern und ist mit hohen Investitionen sowie Umstrukturierungen verbunden. Unternehmen müssen ihre IT-Landschaft modernisieren, bestehende Prozesse anpassen und Mitarbeiter entsprechend schulen. Gerade Unternehmen, die erst vor Kurzem auf S/4Hana umgestiegen sind, scheuen sich davor, direkt das nächste große Transformationsprojekt anzugehen.
SAP ist sich der Skepsis bewusst und steuert mit finanziellen Anreizen gegen: Rabatte und spezielle Angebote sollen Unternehmen den Umstieg erleichtern. Ob diese Maßnahmen ausreichen, um den Cloud-Wandel zu beschleunigen, bleibt abzuwarten. Denn neben finanziellen Aspekten spielen auch technologische und organisatorische Faktoren eine entscheidende Rolle.
Die Umfrage zeigt, dass SAP zwar auf dem richtigen Weg ist, aber noch einige Hürden überwinden muss. Die Kunden erwarten nicht nur innovative Technologien, sondern auch eine klare Strategie, wie sie diese effizient und gewinnbringend in ihren Unternehmen einsetzen können.
Quelle: manager-magazin.de
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