Tesla hat im ersten Quartal 2025 weltweit lediglich 336.681 Fahrzeuge ausgeliefert – ein Rückgang von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Analysten hatten lediglich mit einem Minus von rund 3,5 Prozent gerechnet. Damit fällt das Quartalsergebnis signifikant schlechter aus als erwartet und markiert laut Financial Times das schwächste Quartal seit 2022. Die Börse reagierte prompt: Die Tesla-Aktie gab am Mittwoch vorbörslich um bis zu 5,8 Prozent nach. Seit ihrem Zwischenhoch nach der US-Präsidentschaftswahl im November 2024 hat die Aktie rund 44 Prozent an Wert verloren.
Ein zentraler Faktor für den Rückgang ist die Umstellung der Produktionslinien für das Model Y, das wichtigste Fahrzeug in Teslas Produktpalette. Die Fertigung musste dafür in mehreren Werken für einige Wochen pausieren. Insgesamt produzierte Tesla im Quartal 362.615 Fahrzeuge – ein Rückgang von 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese Produktionslücke konnte durch nachfolgende Auslieferungen nicht geschlossen werden, zumal viele potenzielle Käufer abwarteten, bis das überarbeitete Modell auf dem Markt ist.
Insbesondere in Europa zeigt sich die Schwäche deutlich: In der Europäischen Union sanken die Neuzulassungen von Tesla-Fahrzeugen in den ersten beiden Monaten des Jahres um 49 Prozent auf rund 19.000 Fahrzeuge. In Deutschland fiel die Zahl der Neuzulassungen im Februar sogar auf 1.429 Fahrzeuge, nach 6.038 im Vorjahresmonat. Auch in China, einem der wichtigsten Wachstumsmärkte, schrumpfte der Absatz im März laut vorläufigen Zahlen um über 11 Prozent.
Neben operativen Herausforderungen sieht sich Tesla zunehmendem Reputationsdruck ausgesetzt. CEO Elon Musk steht durch seine politische Nähe zu Donald Trump und sein Eintreten für rechtsnationale Positionen in Europa massiv in der Kritik. Musks politische Aktivitäten – darunter öffentliche Sympathiebekundungen für die AfD sowie provokative Äußerungen über Migranten und politische Gegner – belasten das Markenimage Teslas spürbar.
Internationale Proteste gegen Tesla nehmen zu: In mehreren Ländern kam es zuletzt zu Boykottaufrufen, Demonstrationen und Vandalismus an Tesla-Fahrzeugen. In Deutschland und Frankreich wurden Tesla-Zentren Ziel von Sachbeschädigungen. Bei manchen Protestaktionen wurden Fahrzeuge in Brand gesteckt oder mit politischen Parolen beschmiert.
Während Musk von der US-Regierung unter Trump öffentlich Rückendeckung erfährt – u.a. durch Justizministerin Pam Bondi und Handelsminister Howard Lutnick –, könnte sein politisches Engagement international zunehmend zum geschäftlichen Risiko für Tesla werden.
Tesla sieht sich nicht nur mit internen Schwierigkeiten konfrontiert, sondern steht auch wachsendem Wettbewerbsdruck gegenüber – vor allem auf dem chinesischen Markt. Dort drängen zahlreiche Anbieter wie BYD, Nio und XPeng mit technisch ausgereiften und teils preislich attraktiveren Modellen auf den Markt. Auch traditionelle Hersteller wie Volkswagen (VW Aktie) und BMW (BMW Aktie) intensivieren ihre E-Mobilitätsstrategie in China.
Chinesische Kunden reagieren zunehmend sensibel auf die politische Positionierung ausländischer Firmenchefs. Musks Nähe zur US-Administration unter Trump und dessen China-kritischer Rhetorik könnte sich hier als zusätzlicher Marktnachteil erweisen.
Elon Musk setzt weiterhin große Hoffnungen auf zwei Zukunftstechnologien: autonomes Fahren und humanoide Roboter. Tesla investiert massiv in die Entwicklung dieser Geschäftsbereiche, um sich langfristig von klassischen Automobilherstellern zu differenzieren. Musk prognostiziert, dass Tesla dadurch zum „wertvollsten Unternehmen der Welt“ avancieren könne.
Bislang blieb der Konzern jedoch belastbare Nachweise für vollautonome Fahrsysteme ohne menschliche Eingriffe schuldig. Auch der hauseigene Roboter „Optimus“ wird derzeit eher als technologische Vision denn als marktfähiges Produkt wahrgenommen. Analysten wie Dan Ives von Wedbush mahnen zur strategischen Fokussierung: „Es ist ein Moment der Wahrheit für Elon Musk“, sagte Ives gegenüber CNBC. Musk müsse seine Rolle als Tesla-CEO mit seiner politischen Aktivität besser ausbalancieren.
Der starke Rückgang bei den Auslieferungen im ersten Quartal 2025 deutet auf eine herausfordernde Phase für Tesla hin – sowohl operativ als auch reputationsseitig. Die Rückkehr zu einem stabilen Wachstumspfad wird davon abhängen, ob das Unternehmen die Produktionsengpässe schnell überwindet und es gelingt, das Markenimage gegen zunehmende politische Polarisierung zu schützen.
Auch der internationale Wettbewerb im Elektroautomarkt verschärft sich zunehmend – mit wachsendem Innovationsdruck und steigenden Ansprüchen der Verbraucher an Technologie, Preis-Leistung und unternehmerische Verantwortung.
Quellen: dpa/Reuters/manager-magazin.de/welt.de
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