Der taiwanische Halbleiterhersteller Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC), weltweit führend in der Auftragsfertigung von Chips, hat für das erste Quartal 2025 beeindruckende Zahlen vorgelegt. Der Nettogewinn stieg im Vergleich zum Vorjahr um rund 60 % auf 362 Milliarden Taiwan-Dollar, was etwa 9,8 Milliarden Euroentspricht. Der Umsatz kletterte um knapp 42 % auf 839 Milliarden Taiwan-Dollar (umgerechnet rund 26,0 Milliarden US-Dollar) – ein Anstieg, der so zuletzt im Jahr 2022 zu verzeichnen war.
Diese Entwicklung ist nicht allein auf organisches Wachstum zurückzuführen. Insbesondere Vorzieheffekte im Vorfeld angekündigter US-Zölle haben die Nachfrage kurzfristig angetrieben. Viele Elektronikhersteller nutzten das Quartal, um ihre Lagerbestände in den USA aufzustocken, um potenzielle Lieferverzögerungen oder Preissteigerungen zu vermeiden.
Doch nicht nur temporäre Faktoren spielten eine Rolle. Die strukturell starke Nachfrage nach Hochleistungschips für künstliche Intelligenz (KI), Smartphones und Rechenzentren bildet weiterhin das Rückgrat des Wachstums. TSMC profitiert hierbei vor allem von Großkunden wie Apple, Nvidia und AMD, deren Technologien auf den fortschrittlichen Fertigungskapazitäten des taiwanischen Marktführers basieren.
Die Geschäftszahlen des ersten Quartals zeigen auch auf der Margenseite eine deutliche Verbesserung. Die Bruttomargelag bei 58,8 %, während Analysten mit 58,1 % gerechnet hatten. Die operative Marge erreichte 48,5 % (Erwartung: 47,7 %). Der Nettogewinn übertraf mit rund 11,2 Milliarden US-Dollar die durchschnittliche Analystenprognose von 10,75 Milliarden deutlich.
Diese starken Kennzahlen führten zu positiven Marktreaktionen: Die TSMC-Aktie legte auf der Handelsplattform Tradegate um etwa 5 % zu. Auch andere Titel aus dem Halbleitersektor profitierten. So stiegen die Aktien von Nvidia, AMD und ASML jeweils um rund 2 %.
Der Ausblick für den globalen Halbleitermarkt bleibt jedoch von geopolitischen Faktoren geprägt. Die USA hatten zuletzt einige Elektronikprodukte wie Smartphones und Laptops von Sonderzöllen ausgenommen – eine Entlastung für US-Technologieunternehmen, deren Lieferketten stark auf Asien ausgerichtet sind.
Zudem zeigte sich, dass viele US-Rechenzentren von den Zöllen gar nicht unmittelbar betroffen waren. Ein Teil der betroffenen Server wird beispielsweise in Mexiko gefertigt und fällt damit unter bestehende Handelsabkommen. Trotzdem zeigen sich Unternehmen vorsichtig, denn das politische Umfeld bleibt angespannt und sorgt für Unsicherheit bei langfristigen Planungen.
Parallel zu den starken Quartalszahlen verfolgt TSMC ambitionierte Ausbaupläne. Bereits im März kündigte das Unternehmen an, in den kommenden Jahren bis zu 100 Milliarden US-Dollar in neue Produktionskapazitäten zu investieren – vor allem in den USA, wo Werke in Arizona im Aufbau sind. Ziel ist es, die technologische Souveränität westlicher Länder zu stärken und die Abhängigkeit von ostasiatischen Produktionsstandorten zu reduzieren.
Allerdings mehren sich nun die Anzeichen, dass die bisherige Investitionsdynamik nachlassen könnte. So hat Microsoftkürzlich den Ausbau mehrerer Rechenzentren weltweit verschoben. Einige Marktanalysten sehen darin ein mögliches Signal, dass sich das Wachstum im Bereich KI-Infrastruktur verlangsamen könnte – mit möglichen Auswirkungen auf die mittel- bis langfristige Umsatzentwicklung bei TSMC.
Das Unternehmen selbst hält an seiner bisherigen Jahresprognose fest und erwartet weiterhin ein Umsatzwachstum im mittleren 20 %-Bereich. Jedoch dürften die kommenden Quartale zeigen, ob diese Einschätzung trotz geopolitischer Unsicherheiten und konjunktureller Eintrübungen Bestand haben kann.
Mit einem Gewinnsprung von 60 % und zweistelligem Umsatzwachstum im ersten Quartal 2025 setzt TSMC ein starkes Zeichen für die Widerstandsfähigkeit und Innovationskraft der Halbleiterbranche. Die Zahlen übertreffen durchweg die Erwartungen, was die hohe Relevanz des Unternehmens im globalen Technologiemarkt unterstreicht. Gleichzeitig verdeutlichen die geopolitischen und konjunkturellen Rahmenbedingungen, dass das derzeitige Wachstum auf einem fragilen Fundament steht.
Für Investoren und Marktbeobachter bleibt TSMC somit ein zentraler Indikator für die weitere Entwicklung der Tech-Industrie – insbesondere im Bereich KI, Cloud und Mobile Computing. Die nächsten Quartalszahlen werden zeigen, ob der aktuelle Schwung nachhaltig ist oder erste Bremsspuren sichtbar werden.
Quelle: dpa-AFX
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