Der weltgrößte Hersteller von Elektrofahrzeugen, BYD (Build Your Dreams), verschärft 2025 seine Marktstrategie in Europa und reagiert damit auf schleppende Absatzzahlen der bisherigen E-Auto-Modelle. Besonders Deutschland steht im Fokus der Expansionspläne. Im Rahmen der „Reuters Automotive Europe 2025“-Konferenz in Stuttgart kündigte Maria Grazia Davino, Regionalchefin für Nord- und Mitteleuropa, an, dass noch im laufenden Jahr zwei neue Plug-in-Hybridmodelle in Deutschland eingeführt werden sollen.
„Nicht jeder ist bereit für ein reines Elektroauto. Wir brauchen eine Alternative, um die Kunden abzuholen“, erklärte Davino. Aktuell bietet BYD auf dem europäischen Markt lediglich ein Hybridmodell an: den Seal DM-i, ein Plug-in-Hybrid mit Reichweitenverlängerer.
Mit dem geplanten Ausbau der Produktpalette verankert BYD künftig zwei strategische Vertriebslinien in Europa: Einerseits vollelektrische Fahrzeuge, andererseits sogenannte DM-i-Modelle (Dual Mode intelligent), also Plug-in-Hybride mit hoher Effizienz. Diese Strategie ist ein klarer Bruch mit der ursprünglichen Ausrichtung des Konzerns, die ausschließlich auf rein batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) abzielte.
Davino betonte, dass sich der europäische Markt als deutlich heterogener erweise als erwartet. Deshalb intensiviert BYD seine Lokalisierungsbemühungen, inklusive dem Aufbau nationaler Vertriebsgesellschaften, eines Händlernetzes sowie lokal abgestimmter Marketingstrategien. Dabei werde das Unternehmen erhebliche Investitionen tätigen, da „alles von Grund auf neu aufgebaut werden muss“, so die ehemalige Stellantis-Managerin.
Trotz seines Erfolges in Asien und dem kürzlichen Überholen von Tesla beim globalen Elektrofahrzeugabsatz, hat BYD in Europa bislang mit strukturellen Schwächen zu kämpfen: mangelnde Markenbekanntheit, wenig ausgereiftes Vertriebsnetz und eine Produktpalette, die nicht ausreichend auf die lokalen Vorlieben abgestimmt war.
Laut Konzernchef Wang Chuanfu plant BYD, den Absatz außerhalb Chinas auf über 800.000 Fahrzeuge pro Jahr zu steigern. Deutschland gilt als Schlüsselmarkt in Europa, nicht nur wegen seiner Größe, sondern auch wegen seiner Rolle als Taktgeber im Automobilsektor. BYD betreibt mittlerweile Showrooms in mehreren europäischen Ländern – darunter Norwegen, Schweden und Deutschland – und baut seine Präsenz sukzessive aus.
Parallel zur Erweiterung des Fahrzeugangebots sorgt BYD auch im Bereich der Batterietechnologie für Aufsehen. Im März präsentierte das Unternehmen ein neues Ladesystem, das nach Unternehmensangaben eine Reichweite von bis zu 470 Kilometern in nur fünf Minuten Ladezeit ermöglicht. Die Ladeleistung liegt dabei bei 1000 Kilowatt, was den aktuellen Branchenstandard bei Weitem übertrifft – zum Vergleich: Tesla bietet mit seinen Superchargern maximal 500 kW.
Diese Entwicklung hat das Potenzial, einen entscheidenden psychologischen Hemmschuh der Elektromobilität zu beseitigen: die Ladezeit. Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) ist das Schnellladen im Alltag zwar selten erforderlich, spielt jedoch bei der Kaufentscheidung eine zentrale Rolle.
„Wenn die Technologie vorhanden ist, stärkt das das Vertrauen der Verbraucher“, so IEA-Analyst Apostolos Petropoulos.
Doch BYD steht mit dieser Entwicklung nicht allein da. Der chinesische Batteriehersteller CATL (Contemporary Amperex Technology Co. Limited), mit einem Weltmarktanteil von rund 38 %, stellte nur Wochen nach BYD mehrere neue Akkutypen vor – darunter die Shenxing-Schnellladebatterie, die mit einer Ladeleistung von 1300 kW innerhalb von fünf Minuten 530 km Reichweite ermöglichen soll. Wer an der Entwicklung dieser Aktie partizipieren möchte, kann dies nur mittelbar über einen ETF von GLOBAL X (ISIN: IE00094FRAA6) tun.
Auch die von CATL vorgestellte Naxtra-Natrium-Ionen-Batterie sorgt für Aufsehen. Sie bietet eine Energiedichte von 175 Wh/kg, ermöglicht Reichweiten von 500 Kilometern und ist in der Lage, über 10.000 Ladezyklen zu absolvieren – das entspricht theoretisch fünf Millionen Kilometern Lebensdauer. Da Natrium günstiger und weit verbreiteter ist als Lithium, könnte diese Technologie mittelfristig auch Kostenvorteile bringen.
Ob die innovativen Hochleistungsbatterien von BYD und CATL in der westlichen Welt ihre volle Wirkung entfalten können, ist derzeit noch unklar. Die Ladeinfrastruktur in Deutschland ist oft auf 300–400 kW begrenzt, was die tatsächliche Nutzung der Hochleistungspotenziale einschränkt. Trotzdem betont Prof. Markus Lienkamp von der TU München, dass die neuen Systeme einen technologischen Sprung darstellen:
„Das ist ein Gamechanger – auch wenn die Ladeleistung der Säulen (noch) nicht mithalten kann, laden diese Akkus auch an 300-kW-Säulen wesentlich schneller als die bisherigen Modelle.“
Mit der Einführung zusätzlicher Hybridmodelle und massiven Investitionen in Batterie- und Ladetechnologie untermauert BYD seinen Anspruch, auch in Europa eine führende Rolle im Markt der neuen Mobilität zu übernehmen. Die technische Innovationskraft – vor allem im Bereich Schnellladebatterien – kann mittelfristig zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor werden.
Doch bis sich diese Potenziale voll entfalten, bleibt der Aufbau einer flächendeckenden und leistungsfähigen Ladeinfrastruktur in Europa eine der zentralen Herausforderungen – nicht nur für BYD, sondern für die gesamte Branche.
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