Mit dem erfolgreichen Start von 27 ersten Kuiper-Satelliten hat Amazon (Amazon Aktie) am Montagabend einen zentralen Meilenstein seines milliardenschweren Projekts zur globalen Internetversorgung aus dem All erreicht. Der Launch erfolgte vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral (Florida) mit einer Atlas-V-Trägerrakete der United Launch Alliance (ULA), nachdem ein erster Versuch wetterbedingt verschoben worden war. Das ambitionierte Vorhaben markiert den Einstieg Amazons in den umkämpften Markt satellitengestützter Breitbandkommunikation - ein Markt, der bislang von SpaceX’ Starlink dominiert wird.
Das unter dem Namen Project Kuiper laufende Satellitenprogramm wurde erstmals 2019 vorgestellt. Amazon plant den Aufbau einer Konstellation von insgesamt rund 3.236 Satelliten in niedriger Erdumlaufbahn (Low Earth Orbit, LEO), um weltweit schnelles Internet auch in entlegene Regionen zu bringen. Zum Vergleich: Starlink verfügt laut jüngsten Daten (Stand April 2025) über rund 7.500 aktive Satelliten im Orbit und ist bereits in über 70 Ländern im Einsatz - darunter auch Deutschland. Das System hat sich insbesondere durch seinen militärischen Nutzen im Ukraine-Konflikt sowie durch die Erschließung ländlicher Regionen weltweit etabliert.
Die US-amerikanische Regulierungsbehörde FCC (Federal Communications Commission) hat Amazon verpflichtet, bis Juli 2026 mindestens 1.618 Satelliten - also die Hälfte der geplanten Gesamtflotte in Betrieb zu nehmen. Diese Deadline zwingt Amazon zu einem eng getakteten Startplan: Über 80 Raketenstarts sind bereits vertraglich gesichert. Startpartner sind unter anderem ULA, das europäische Raumfahrtunternehmen Arianespace, Jeff Bezos' eigene Raumfahrtfirma Blue Origin sowie und ironischerweise auch SpaceX, also der direkte Konkurrent im Endkundenmarkt.
Die Kosten für Project Kuiper beziffert Amazon auf rund 10 Milliarden US-Dollar (ca. 8,8 Milliarden Euro). Neben den Startkosten beinhaltet diese Summe auch die Entwicklung der Satelliten, die Bodeninfrastruktur und die Nutzerschnittstellen. Erste Tests im Herbst 2023 mit zwei Prototypen verliefen erfolgreich. Der nun gestartete Satz von 27 voll funktionsfähigen Satelliten soll dazu dienen, zentrale Systemfähigkeiten wie autonome Navigation, Kommunikation mit Bodenstationen und Netzwerkbetrieb zu testen.
Ein kommerzieller Betrieb für Endkunden, Unternehmen und Regierungsbehörden ist ab Ende 2025 vorbehaltlich erfolgreicher Systemtests vorgesehen. Im Aktionärsbrief im April 2025 erklärte Amazon CEO Andy Jassy, dass es sich um eine „substanzielle Vorabinvestition“ handle, das Projekt jedoch langfristig „signifikante operative Erträge und einen hohen ROIC (Return on Invested Capital)“ generieren werde.
Mit dem Einstieg Amazons erhält der globale Markt für satellitengestütztes Internet zusätzliche Dynamik. Starlink war lange nahezu konkurrenzlos - ein Umstand, den sich Elon Musk wirtschaftlich und geopolitisch zunutze machen konnte. Die Nutzung des Starlink-Netzwerks durch das ukrainische Militär, insbesondere zur Steuerung von Drohnen und Kommunikationseinheiten, hat dem System internationale Beachtung verschafft.
Doch auch andere Player drängen auf den Markt: Die EU plant mit Unterstützung des französischen Anbieters Eutelsat den Aufbau einer eigenen Satellitenkonstellation (IRIS²-Initiative), während China bereits eigene Projekte wie GuoWang forciert. In diesem geopolitisch aufgeladenen Umfeld könnte Amazon mittelfristig eine technologische Alternative mit strategischer Bedeutung darstellen - insbesondere für westliche Staaten, die eine stärkere Unabhängigkeit von Musks Netzwerk wünschen.
Amazon investiert nicht nur in die Raumfahrt, sondern auch in die industrielle Fertigung seiner Satelliten. Im US-Bundesstaat Washington wurde eine hochautomatisierte Produktionsstätte errichtet, die auf eine Ausstoßkapazität von mehreren Hundert Satelliten pro Jahr ausgelegt ist. Die Satelliten werden dort in Serie gefertigt und vor dem Versand zu den jeweiligen Startplätzen umfangreichen Tests unterzogen. Ein Teil der Investitionen fließt zudem in Bodenstationen, Netzwerkzentralen und Empfangsgeräte für Endnutzer.
Finanzanalysten blicken mit besonderem Interesse auf Amazons bevorstehende Quartalszahlen, die am Donnerstag (1. Mai 2025) nach Börsenschluss veröffentlicht werden. Dabei dürfte neben den Cloud-Diensten (AWS) und dem Kerngeschäft im Onlinehandel vor allem das Investitionsvolumen im Bereich Kuiper im Fokus stehen. Anleger erwarten Hinweise auf die weitere strategische Ausrichtung des Unternehmens in diesem zukunftsträchtigen Segment.
Sollte Amazon seinen ambitionierten Zeitplan einhalten, könnte der Konzern ab 2026 nicht nur ein globales Internetangebot bereitstellen, sondern auch als Infrastrukturpartner für staatliche Stellen und Großunternehmen fungieren. Dies könnte dann potenziell zu langfristigen Erträgen führen.Somit dürfte das Unternehmen neben Cloud und E-Commerce ein drittes starkes Standbein entwickeln.
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